Binaurale Elektronische Musik

Binaural Audio
Überblick
Upload:
January 26, 2022
aktualisiert am

Als Ausschnitt einer BBC Prom Performance gehe ich in diesem Post auf Suzanne Ciani's "Improvisation on Four Sequences" ein. Als Liveperformance hauptsächlich synthetischer Sounds wird ihre Herangehensweise vor allem für meine zukünftigen Vorhaben interessant.

Suzanne Ciani performing, aus Introduction to spatial audio BBC Academy

Unglaublich gerne hätte ich mir die volle 17-minütige Aufzeichnung der BBC Prom Performance von Suzanne Ciani angehört, jedoch ist diese binaural abgemischte Aufnahme in Österreich nicht verfügbar. Jedoch steht uns ein knapp drei Minuten langer Ausschnitt aus dem Artikel Introduction to spatial audio der BBC Academy zur Verfügung, auf den ich hier Referenz ziehen will.

Ausschnitt, zu dem Refenz gezogen wird.

Analyse des binauralen Effekts

Begonnen mit einem dichten Atmo-Noise-Layer und einem Bass-Pad wird das Stück schnell durch eine Bass-Arp unterbrochen, die sich mit jeder Note leicht im Raum vor der Hörposition bewegen, wie die vielen anderen Elemente später im Mix. Ähnliche Arp-Elemente setzen sich nacheinander ab und kreieren mit räumlichen Delays ein dichtes Klangspektrum. Ein höherer modulierender Leadsound ist im Beginn zu hören, bevor die Arpeggiator Sounds komplett übernehmen.

Abgeschlossen wird mit gefilterten Noise-Percussion-Hits, die von den Anschlägen und Rhythmus den anderen Arpeggiators davor ähneln, wobei sie sich eher hinter der Hörposition ansiedeln und wieder mit jedem Hit ihre Position leicht ändern.

Aufstellung

Abgesehen vom Bass-Pad, welches sich zentral positioniert durch viele Parts durchzieht, und den Noise-Percussion-Hits zum Ende, die eher hinter der Hörposition wirken, bewegen sich alle Sound sehr breit vor der Hörposition und bilden damit ein sehr breites Stereofeld.

Beschreibung der binauralen Sounds

Der Großteil an Sounds, die sich im Raum bewegen, nutzen kurze, räumlich leicht versetzte Anschläge.

Darunter sind Bass Arps, Synth Brass Lead/Pluck Sounds und kleine synthetische Glöckchen.

Frequenzbereich

Abgesehen von den tiefsten Subbass Elementen haben alle Sounds ein gewisses Panning. Grob gesagt alles im Frequenzbereich ab ca. 200 Hz.

Zeitliche Länge und Häufigkeit

Neben dem unterliegenden Bass-Pad bewegen sich alle Arp-Sounds leicht mit jedem Anschlag und verschiedenen Echos. Die Main-Parts passieren jedoch vor der Hörposition.

Bewegungen

Abgesehen von einem höheren modulierten Leadsound, der sich mit seinen lang gezogenen Noten leicht im Raum wandert, gibt es so direkt keine Bewegungen. Die binauralen Effekte beziehen sich hauptsächlich auf Anschläge an verschiedenen Stellen im Raum.

Verwendete Technik

Die angewandte Technik der binauralen Aufbereitung wurde im Artikel zwar nicht direkt beschrieben, allerdings liegt es nahe, dass die hauseigenen Tools des BBC verwendet worden sind.

Grund der Verwendung

Der Effekt der binauralen Elemente ist auf jeden Fall nicht der Stärkste, den ich bisher in meinen Hörbeispielen gehört habe. Allerdings will ich diese Ebene der Performance nicht missen. Die leicht versetzten Anschläge geben einen großartigen Stereoeindruck in Kopfhörern und beeinträchtigen vor allem bei den höheren Elementen die Wiedergabe an Speakern wenig.

Dieses Beispiel zeigt vor allem die unterschiedliche Effektivität des binauralen Processings in höheren und tieferen Frequenzbereichen.

Artikel

Introduction to spatial audio, BBC Academy

Immersive headphone mix of Suzanne Ciani's Improvisation on Four Sequences, BBC Radio

Developing Tools for Live Binaural Production at the BBC Proms, BBC Research & Development

Als kleinen Tipp am Rande: Ein anderer Ausschnitt der Performance aus den Niederlanden (nicht binaural).