The Telephone at the Paris Opera

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Geschichte
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November 16, 2021
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Bei den Experimenten von Clément Ader mit Telefonhörern, die durch zwei Leitungen mit Mikrofonen auf beiden Seiten der Bühne der Pariser Oper verbunden waren, wurde 1881 ein für die Zeit bemerkenswertes Stereo-Erlebnis für die Besucher:innen geschaffen.

Erstmals konnte man Höreindrücke sammeln, die sich mit den relativen Positionen der Sänger:innen änderten, und konnte Bewegungen auf der Bühne in einem gänzlich anderen Raum auditiv verfolgen.

Illustration aus "The International Exhibition and Congress of Electricity at Paris", Nature, October 20, 1881, S. 587.

Eine der beliebtesten Attraktionen der 1881 Paris Electrical Exhibition ist die nächtliche Vorführung der wunderbaren Kräfte des Ader-Telefons, das den Gesang auf der Bühne und die Musik des Orchesters der großen Oper von Paris in eine Reihe von vier Räumen überträgt, die zu diesem Zweck in einer der Galerien des Industriepalastes reserviert sind.

[...] Diese Vorführung findet jeden Abend zwischen acht und elf Uhr statt, und die riesige Menschenmenge, die sich vor dem Öffnen der Türen dafür am Eingang des Gebäudes drängt, löst sich schnell in geduldige Warteschlangen auf, sobald sie Zugang zu der an die Telefonräume angrenzenden Galerie erhalten.

[...] Bei den Sendern handelt es sich um Mikrofone nach dem Ader-System, die vor der Opernbühne, in der Nähe der Scheinwerfer und hinter den Scheinwerfern angebracht sind. Fig. 1 u. 2 zeigen den Grundriss und den Längsschnitt eines dieser Sender. Jeder besteht aus zehn kleinen Kohlestiften A A, die in zwei Reihen von je fünf Stück angeordnet sind und von drei Querstücken getragen werden.

[...] Die in Doppeldraht verlegte Leitung ist einerseits mit der Induktionsspule und andererseits mit einer Reihe von Telefonempfängern verbunden, die in den Sälen des Palais de l'Industrie untergebracht sind.

[...] Fig. 3 ist ein Diagramm, das die Anordnung zeigt, wobei die Sender von eins bis zehn nummeriert sind; die Batterien sind bei P, die Induktionsspule bei B und die angeschlossenen Empfänger sind mit A bis H gekennzeichnet.

[...] Jede Person befindet sich vor einem Sender mit zwei Telefonen, die den Eindruck von zwei verschiedenen Sendern empfangen, die in einem gewissen Abstand voneinander aufgestellt sind.

[...] Diese Gruppe liefert sechzehn Telefone für acht Hörer, wobei der Sender 1 die acht Telefone auf der linken Seite und der Sender 6 die acht Telefone auf der rechten Seite der acht Hörer A, B, C, bis H.

[...] Das in Fig. 4 gezeigte Ader-Empfangstelefon ist gut bekannt; es handelt sich um ein elektromagnetisches Gerät, dessen Magnet zu einem Ring geformt ist, der als Griff dient (siehe A, Fig. 4).

Kommentar

Die bemerkenswerte wissenschaftliche Vorführung des Erfinders Clément Ader hat 1881 erstmalig die Stereo-Technik genutzt und den Besucher:innen eine räumliche auditive Darstellung der Vorstellungen in der Pariser Oper gegeben.

Obwohl diese Vorführung schon im Jahr 1881 stattfand, hat sich Stereo als populäre Technik in den meisten Anwendungsbereichen erst ein halbes Jahrhundert oder später durchgesetzt. Clément Ader schien sich in den Jahren nach diesem Experiment anderen Bereichen der Technik zu widmen.

Der für mich interessante Aspekt, wieso Stereo seinen Anklang in der Musik erst deutlich später gefunden hat, werde ich wohl in weiteren Recherchen herausfinden.

Literatur

The Telephone at the Paris Opera. In: Scientific American 31.12. (1881), S. 422-423

Crook, Tim: Radio drama. Theory and practice. London: Routledge 1999. S. 15–16